Von Mozart bis Dornier: Ein Wochenende am Bodensee

12.05.2016
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Wochenendtrip mit Kultur, Technik und Natur

Nachdem wir im ersten Teil unseres Berichts über den Bodensee-Ausflug über geschmacklich streitbare Kirchen und Denkmäler und die Geschichte der Fliegerei berichtet haben, geht es nun international weiter.

Auf nach Österreich!

Nach dem Besuch im Dornier-Museum ging es für uns weiter nach Bregenz. Leider standen wir auf der Strecke mehr, als das wir fuhren, und wir beneideten die Radfahrer auf dem parallel verlaufenden Radweg, die viel schneller unterwegs waren als wir. Generell kann man sagen, dass die Straßen rund um den Bodensee teilweise sehr überlastet und deswegen verstopft sind, vor allem natürlich bei schönem Wetter und am Wochenende. Deswegen sollte man für seine Fahrten lieber ein bisschen mehr Zeit einplanen.


Schließlich kamen wir dann aber doch wohlbehalten in Bregenz an und starteten nach einer kurzen Kaffee-und-Kuchen-Pause unsere Entdeckungsreise durch die Bregenzer Innenstadt. Direkt in der Nähe des Bahnhofs befindet sich die neuste Attraktion von Bregenz: Der Neubau des Vorarlberg-Museums. Das Museum wurde erst im Juni 2013 wieder eröffnet und erzählt als Landesmuseum die Geschichte von Vorarlberg. Für eine Besichtigung fehlte uns leider die Zeit, dafür bewunderten wir die Besonderheit der Fassade: Diese ist nämlich mit 16.656 Betonabdrücken von Plastikflaschenböden verziert.

Vorarlberg Museum
Vorarlberg Museum © Schneemenschen GmbH

Anschließend ging es für uns weiter bergauf entlang der Kirchstraße zu einer Sehenswürdigkeit, die wir fast nicht gefunden hätten: Kein Wunder, steht hier doch das schmalste Haus Europas mit nur 57 Zentimeter Breite an der schmalsten Stelle. Das Haus ist so klein, dass der Briefkasten am Nebenhaus angebracht werden muss…


Weiter ging es für uns zum Martinsturm, einem ehemaligen Getreidespeicher und heute eines der Wahrzeichen von Bregenz. Der Aufstieg auf den Turm führt über alte Holztreppen, die schauerlich knarzten, wenn man hochsteigt – aber glücklicherweise haben sie zumindest uns noch ausgehalten. Im ersten Stock des Martinsturms ist eine kleine Ausstellung über die Stadtentwicklung von Bregenz untergebracht. Anhand von Luftaufnahmen kann man hier schön nachvollziehen, wie die Bebauung der Stadt voranging. Ein Stockwerk höher hat man dann einen guten Ausblick über die Stadt und den Bodensee. Ein Besuch lohnt so auf jeden Fall. Der Turm hat täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet, der Eintritt kostet 3.50 Euro.

Blick auf den Bodensee
Blick auf den Bodensee © Schneemenschen GmbH

Außerdem besichtigen wir noch die Herz-Jesu-Kirche, eine sehenswerte Kirche, die ein wenig erhöht am Hang liegt. Besonders schön sind die bunten Glasfenster der Kirche, die bei unserem Besuch dank der kräftigen Sonneneinstrahlung toll funkelten und strahlten.


Zurück in der Unterstadt stärkten wir uns bei Pizza und Nudeln für das kulturelle Highlight unseres Kurzurlaubs, dem Besuch der Bregenzer Festspiele am Abend auf der größten Seebühne der Welt. 2013 und 2014 wurde im Rahmen der Festspiele die Mozart-Oper "Die Zauberflöte" gegeben und wir sind mächtig gespannt auf die Inszenierung und die Musik.

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"Der Vogelfänger bin ich ja …"

Mit ordentlich Mückenspray eingesprüht und mit Decken bewaffnet machten wir uns auf den Weg zu unseren Plätzen. Die Seebühne ist wirklich beeindruckend: Auf den Rängen finden fast 7.000 Zuschauer Platz und im See liegt die Bühne, die in diesem Jahr aus einem großen Schildkrötenpanzer besteht, der von drei riesigen Drachenhunden gesäumt wird. Um Punkt 21 Uhr ging die Oper gewaltig los: Gleich in der ersten Szene weiß man kaum, wohin man schauen soll. An den Drachenhunden und den Brücken zwischen ihnen turnt in der Luft akrobatisch Sarastros Gefolge, auf der Bühne rennt Pamina vor ihren Verfolgern davon und überall explodiert etwas und werden Feuerstöße gen Himmel geschossen.


Zum Glück beruhigt sich das Geschehen auf der Bühne zwischendurch immer etwas, sodass man auch immer wieder zur Ruhe kommen und die Musik und den Gesang genießen kann. Für meinen Geschmack hätten Musik und vor allem der Gesang ein wenig lauter sein können – aber hier muss man wahrscheinlich auch Rücksicht auf die Nachbarn nehmen.

Seebühne in Bregenz
Seebühne in Bregenz © Schneemenschen GmbH

Das Orchester und der Dirigent sitzen während der Vorstellung übrigens im nahegelegenen Festspielhaus – kein Wunder, befindet sich doch dort, wo normalerweise der Orchestergraben in einem Konzertsaal ist, der Bodensee. Über Leinwände werden die Musiker aber immer gezeigt und im Rücken der Zuschauer ist während der Aufführung der Dirigent zu sehen. Langweilig wird es selbst dem größten Kunstbanausen also nie, denn es gibt immer genug zu sehen.


Besonders eindrucksvoll war natürlich der Auftritt der Königin der Nacht in einem funkelnden Glitzerkleid. Während ihrer berühmten Rache-Arie – ganz sicher und glasklar gesungen – wird sie auf einem kleinen Podest nach oben gefahren – herrlich schaurig! Toll auch Papageno, der statt Vögel lieber Pfandflaschen mit sich herumträgt und sich mit österreichischem Dialekt nach seiner Papagena sehnt, die schließlich als gelber Cheerleader mit Pompoms aus einem über den See fahrenden Ei erscheint. Nachdem Tamina und Pamina während einer ihrer Prüfungen in voller Montur ohne zu Zögern in den Bodensee hinabsteigen finden sie endlich zusammen: Ende gut, alles gut.

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Kraftvolle Natur: Der Rheinfall

Zum Abschluss unseres Bodensee-Wochenendes machten wir noch einen Abstecher zum Rheinfall bei Neuhausen in der Schweiz. Der Rheinfall (auf schweizerdeutsch übrigens Rhyfall genannt) ist der größte Wasserfall Europas. Hier fällt der Rhein auf einer Breite von 150 Metern 23 Meter tief herunter, im Sommer fließen 600.000 Liter Wasser pro Sekunde den Wasserfall hinab.


Unmittelbar in der Nähe des Rheinfalls gibt es mehrere Parkplätze, von denen man innerhalb weniger Minuten zum Schlössli Wörth am Rhein gelangt. Hier befindet sich ein Restaurant und der Anlegeplatz, von dem die Boote zum Rheinfall abfahren. Es werden verschiedene Schiffstouren angeboten, unter anderem kann man bei der Felsenfahrt zum Felsen in der Mitte des Wasserfalls fahren. Wir entschieden uns für die "Kleine Kombi", die aus der Felsenfahrt und einer kleinen Rundfahrt besteht. Das kostet pro Person 11 CHF bzw. 9.60 Euro. Praktisch für alle, die wie wir nur kurz zum Rheinfall-Besuch in die Schweiz einreisen: Auf dem gesamten Gelände kann man auch mit Euro zahlen.

Blick auf den Rheinfall
Blick auf den Rheinfall © Schneemenschen GmbH

Bei der kleinen Rundfahrt wird man mit einem Boot zwei Mal nahe an den Wasserfall herangefahren. Wasserscheu sollte man dabei nicht sein, denn hier herrscht akute Spritzgefahr! Mir wurde dabei schon ein wenig flau im Magen, wenn man um sich herum nur noch die weiße Gischt des Wasserfalls sieht. Es ist aber ein sehr beeindruckendes Gefühl, wenn man sich am Fuß des Wasserfalls befindet und die Naturgewalten sieht. Bei der Felsenfahrt wird man am mittleren Felsen abgesetzt und kann dann auf schmalen Treppen nach oben steigen. Hier wird es stellenweise sehr eng, wenn die Besucher gleichzeitig nach oben und nach unten wollen, aber der Aufstieg lohnt, denn man hat einen schönen Blick auf den oberen Fluss und hinunter in das Becken des Wasserfalls.


Anschließend sind wir noch am Ufer des Rheins vom Schlössli Wörth bis zum Wasserfall spaziert, um uns den Rheinfall noch einmal von der Seite anzuschauen. Wer möchte, kann seinen Aufenthalt am Rheinfall noch mit der Besichtigung des Schlosses Laufen auf der anderen Rheinseite oder mit dem Besuch des Klettergartens Adventure-Park verlängern.

Unser Fazit

Hinter uns liegt ein tolles Bodensee-Wochenende mit zahlreichen Attraktionen. Die Altstädte von Konstanz und Bregenz sind auf jeden Fall einen Besuch wert und wer sich für die Geschichte der Fliegerei interessiert, dem ist der Besuch im Dornier-Museum in Friedrichshafen wärmstens empfohlen.


Die Festspiele in Bregenz sind ein Erlebnis für Augen und Ohren – auch wer sich sonst nicht für klassische Musik interessiert ist hier gut aufgehoben, schließlich sorgt die spektakuläre Inszenierung für genug Abwechslung.


Den Rheinfall in der Schweiz sollte jeder mal besucht haben. Die Naturgewalten, die hier herrschen, sind wirklich beeindruckend, genauso wie die Geräuschkulisse durch den Wasserfall. Allerdings sollte man kein einsames Naturidyll erwarten: Der Rheinfall ist ein Touristenmagnet, der Besucher aus aller Welt – in unserem Fall vor allem viele Asiaten und Italiener – anzieht und kann deshalb auch sehr überlaufen sein.