Auf der Grand Tour of Switzerland

08.03.2022

Von Zürich nach Appenzell

Auf der „Grand Tour of Switzerland“ erleben Touristen die Schweiz neu. Auf über 1600 Kilometern führt die Ferienstraße durch alle Regionen und vorbei an den bekanntesten Attraktionen: von palmengesäumten Seen zu grandiosen Gletscherlandschaften, von mittelalterlichen Dörfern zu pulsierenden Städten. Das kurvige Vergnügen ist auch problemlos mit dem Elektroauto möglich, dank des dichten Netzes an Stromtankstellen entlang der Route. Die erste Etappe bringt die Gäste in 175 Kilometern Fahrspaß vom urbanen Zürich ins beschauliche Appenzell.

Der Start in Zürich

Wer sich auf die Grand Tour of Switzerland begibt, möchte verständlicherweise so schnell wie möglich losfahren. Aber den Startpunkt Zürich einfach links liegen zu lassen, ist ein großer Fehler. Denn die größte Schweizer Stadt ist Trendmetropole und Nabel der Schweizer Kunstszene: Mehr als 50 Museen und 100 Galerien sind hier versammelt.


Nicht verpassen dürfen Besucher das Kunsthaus Zürich mit dem neuen, spektakulären Erweiterungsbau von David Chipperfield. Neben Meisterwerken Alberto Giacomettis präsentiert das Museum die größte Munch-Sammlung außerhalb Norwegens, klingende Namen wie Picasso, Monet und Chagall sowie prominente Vertreter des Expressionismus. Ein absoluter Geheimtipp sind die Graffitis von Harald Nägeli. Als „Sprayer von Zürich“ gelangte der Streetart-Pionier in den 1970er Jahren zu Weltruhm. Viele seiner illegalen Wandzeichnungen sind auch heute noch zu sehen, besonders im Universitätsviertel. – Spektakulär ist in Zürich auch die Kunst an einem Ort, wo man sie nicht vermuten würde: auf einer Polizeiwache. Das 1922 an Augusto Giacometti in Auftrag gegebene Werk überrascht durch seine in knalligen Rot- und Ockertönen gehaltenen Blumenmuster. Die „Blüemlihalle“ im Amtshaus 1 ist wohl die schönste Eingangshalle zu einer Polizeiwache weltweit.

Fotostopp am Rheinfall in der Schweiz
Fotostopp am Rheinfall in der Schweiz © Mattias Nutt

Von Zürich nach Schaffhausen

Den ersten Stopp sollten die Tourenfahrer im international ausgezeichneten Museum „Schloss Kyburg“ einlegen. Schloss Kyburg ist die besterhaltene feudale Burg der Nordostschweiz und thront seit über 800 Jahren oberhalb des Flusses Töss. Nur wenige Kilometer weiter wartet Winterthur. Die sechstgrößte Stadt der Schweiz profitiert heute von ihrer industriellen Vergangenheit. Denn Winterthur war Heimat von großen Kunstmäzenen, die bedeutende Werke europäischer Malerei des 19. Jahrhunderts gesammelt haben. Wer schon immer mal Caspar David Friedrichs „Kreidefelsen auf Rügen“ sehen wollte, darf daher am Kunst Museum Winterthur nicht vorbeifahren.


Danach geht die Fahrt weiter gen Norden durch das Zürcher Weinland. In dieser sanften Hügellandschaft verzaubern kleine Ortschaften mit oftmals imposanten Fachwerkhäusern. Für einen Kurzaufenthalt bietet sich Andelfingen an. Der historische Brückenort wurde vom Schweizerischen Bundesamt für Kultur in die Liste der besonders schützenswerten Ortsbilder aufgenommen. Nicht weit hinter Andelfingen erreichen die Tourer eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Schweiz überhaupt: den Rheinfall bei Schaffhausen. Über einer Breite von 150 Metern donnern pro Sekunde mehrere Hundert Kubikmeter Wasser 23 Meter in die Tiefe.


Gleich hinter dem mächtigen Wasserfall erwartet Schaffhausen die Besuchenden. Ein Stopp lohnt, denn die Stadt trumpft mit pittoresken Altstadthäusern auf, reich verziert mit Erkern und bemalten Hausfassaden. Und als Wahrzeichen thront die Festung „Munot“ über der Stadt, ein ringförmiges Bollwerk, das nach einem Konzept von Albrecht Dürer erbaut wurde.

Von Schaffhausen nach St. Gallen

Ab Schaffhausen führt die Strecke am Rhein entlang Richtung Osten bis Stein am Rhein. Das Städtchen ist berühmt für seinen gut erhaltenen Altstadtkern mit den bunt bemalten Häuserfassaden und Fachwerkhäusern. Ab hier wird der Bodensee zum ständigen Begleiter der Tour. In Salenstein überrascht das „Napoleonmuseum“. Im dortigen Schloss inmitten eines großen Parks verbrachte der spätere letzte Kaiser Frankreichs seine Kindheit und Jugend. Alle Räume des Schlosses sind frei zugänglich, die Einrichtung ist weitgehend im Original erhalten.


Bei Arbon verlässt die Grand Tour das Ufer des „Schwäbischen Meers“ und führt Richtung Süden bis St. Gallen. Die größte Stadt der Ostschweiz behergt mit dem Stiftsbezirk ein UNESCO-Weltkulturerbe, dessen Bibliothek im vielleicht schönsten nicht-kirchlichen Barocksaal der Schweiz als spektakulär bezeichnet werden kann. Denn sie beherbergt nicht nur eine 2700 Jahre alte ägyptische Mumie, sondern auch 170.000 Bücher, die meist mehrere hundert Jahre alt sind. Auch die restliche Altstadt ist einen Besuch wert. Bürgerhäuser aus dem 16. bis 18. Jahrhundert mit oft buntbemalten Erkern prägen das Stadtbild. Typisch für St. Gallen sind auch die zahlreichen traditionellen Restaurants und Weinstuben im ersten Stockwerk von historischen Fachwerkhäusern, die sogenannten „Erststockbeizli“.

Das Ziel: Appenzell

Kurz nach St. Gallen ist dann das Tagesziel erreicht: Appenzell. Das kleine Städtchen ist eingebettet in eine einzigartige Hügellandschaft. Im autofreien Ortskern verlocken die schmucken Gassen mit den kleinen Ladengeschäften zum Flanieren. Charakteristisch sind die mit Malereien reich verzierten Häuser. Zum Abschluss der ersten Etappe lohnt sich eine Visite bei der Brauerei Locher. Bei einem Rundgang durch die „Brauquöll Appenzell“ erfahren die Besucherinnen und Besucher viel Wissenswertes über die Braukunst und lernen, wie aus „quöllfrischem“ Wasser Appenzellerbier und Säntis Malt Whiskey entstehen.