Bouldern, Klettergärten und Mehrseillängen inmitten

12.11.2020

Klein aber fein: perfekter Stein in atemberaubender Umgebung

Fester, griffiger Fels, kaum Steinschlag, sehr gut abgesichert, kurze Zustiege, vielfältige Routenauswahl für Anfänger und Profis (3a bis 8b), nahezu unbekannt und das Ganze in traumhafter Umgebung. Ein perfektes Klettergebiet! Eigentlich, denn nach seiner Entdeckung in den 70er Jahren, geriet es weitgehend in Vergessenheit. Die Bohrhaken rosteten und Wildwuchs machte sich breit. Bis der leidenschaftliche Kletterer Patrick Anderegg vor einigen Jahren in die Aletsch Arena zog. Ein Mann dessen Firma Seilzugangstechnik anbietet und Arbeiter im Bereich Absturzsicherung und Rettung ausbildet. Vor 3 Jahren begann er damit, die Klettergärten vor „seiner Haustür“ wieder zu sanieren. Ein Klettergarten mit 18 neuen, bzw. neusanierten Routen (4b bis 7a+) steht mittlerweile in geschützter Südausrichtung bereit. Ein Zweiter ist in Arbeit und soll im Frühjahr/Sommer 2021 fertig sein. Und dazu warten noch, nur einen Katzensprung entfernt, die größten Klettergebiete des Oberwallis und anspruchsvolle Boulder-Felsen. Was will man mehr?

Klettergarten Fieschertal
Klettergarten Fieschertal © C.C. Schmid

Seine Leidenschaft fürs Klettern teilt Patrick Anderegg mit einer stetig wachsenden Anhängerschaft. Kletterhallen schießen wie Pilze aus den Böden und beliebte Outdoor-Klettergärten mit kurzen Zustiegen und ausreichend Platz zum Chillen am Wandfuß sind an schönen Tagen oft völlig überlaufen. „Neue Felsen braucht das Land“ lautete dementsprechend auch ein Ruf aus der Szene. Bestehende Klettergärten wieder neu sanieren lautet die Antwort der Aletsch Arena – wo beste Möglichkeiten für alle Könnerstufen nahezu unberührt auf ihre Entdecker warten. Von niedrigen Sportkletterblöcken bis hin zu anspruchsvollen Granitwänden für Mehrseillängen. Nordseitig kühl oder sonnig winterwarm. Und das Ganze inmitten einer atemberaubenden Natur, die hier in der autofreien Aletsch Arena als Welterbe unter dem Schutz der UNESCO steht.


Der Bergführer Peter Stucky ist hier geboren und begann mit ein paar Freunden vor ca. 50 Jahren mit dem Klettern. Sie waren es, die hier die erste Kletterwand oberhalb des Bettmersees entdeckten und mit einigen (wenigen!) Bohrhaken absicherten. „Damals noch mit schweren Schuhen und Handbohrern“ erinnert er sich grinsend zurück. Als die neuen Kletterschuhe und Bohrmaschinen Einzug hielten, erweiterten sie bald ihr Gebiet. Neue Routen entstanden u.a. am „Adler“ – eben jener Wand, die Patrick Anderegg in den letzten 3 Jahren wieder frisch saniert hat. „Ein super Felsen ohne Steinschlag in einem wunderschönen Klettergebiet, das durch die Sanierung nun auch für Einsteiger gut machbar ist“ schwärmt der rüstige Pionier. Dank Süd-Ausrichtung könne man hier manchmal sogar im Winter ein paar Seillängen klettern – und das gerade mal 10 Minuten von der Seilbahnstation entfernt und direkt oberhalb des Gasthofs Adler, wo nach der Kletterpartie eine kühle Erfrischung wartet.


Ähnlich begeistert zeigt sich auch die 14-jährige Boulder-Spezialistin Antonia aus Osnabrück, die u.a. hier ihre Liebe zum Seilklettern entdeckt hat: „Super abwechslungsreiche Routen an schönem Stein in einer tollen Landschaft“ schwärmt sie. „Garniert mit einem Panorama, das seinesgleichen sucht!“

Ein 2. Klettergarten wartet direkt oberhalb des wunderschön gelegenen Bettmersees. Auch hier wartet griffiger Gneis auf über 2000 Metern. Und auch diese 3 Sektoren werden nur selten genutzt und erhalten aktuell von Patrick Anderegg den letzten Feinschliff. Das Gelände bietet auch hier eine große Vielfalt: von plattigen Reibungsklettern für Anfänger über etwas schwierigeres Gelände in der Mitte bis hin zu anspruchsvollen Routen im 3. Sektor. Ein Abenteuerspielplatz vom Feinsten, der mit sagenhafter Aussicht und der Nähe zum See mit Grillplätzen, Volleyballfeldern, Spielplatz und kleiner Gastronomie punktet. „Klein aber fein“ strahlt Patrick Anderegg – relativ unbekannt und damit alles andere als überlaufen!


Unbekannt – nein, das kann man vom Klettergarten Fieschertal nicht behaupten. Kenner lieben dieses große Gebiet mit rötlichem, vom Gletscher geschliffenen Granit- und Gneis. 3 Sektoren mit rund 50 Routen (3c bis 6c) warten hier auf ambitionierte Profis, aber auch Anfänger und Familien. Kinder können hier auf einigen Routen ihre ersten Vorstiege wagen. Vorbildlich gesichert mit ausreichend Bohrhaken, die das Mitbringen mobiler Sicherungen erübrigt.


Dies allerdings trifft nicht für den Dome du Slot zu: für die 600 Meter hohe Granitwand werden Friends und Keile empfohlen. Er ist nur für Könner geeignet. Aber die können hier nach anstrengendem und sehr alpinen Zustieg die mächtigste Granitbastion im Oberwallis inmitten hochalpiner Landschaft meistens ganz für sich erarbeiten: Vielseitige und anspruchsvolle Routen mit bis zu 14 Seillängen entlang der 600 Meter hohen und steilen Granitwand. Mit Rissen, Verschneidungen und Platten in denen viele natürliche Griffe warten – dafür eine eher reduzierte Absicherung durch Bohrhaken.


Ein perfektes Gebiet also nicht nur für einen Tag: wie gut, dass in direkter Nachbarschaft die gemütlichen Burghütte thront. Mit 32 Schlafplätzen eignet sie sich bestens für Familien und Gruppen.

Bouldern in Goppisberg

Welcher Boulder-Anhänger kennt sie nicht, die großen Hotspots in Europa. Little Fontaine bleau in Frankreich, die Granitfelsen im Valle di Mello in Italien, oder auch das beliebte Boulder-Ziel oberhalb des Kochelsees in Deutschland.


Aber Goppisberg im Oberwallis? Nie gehört! Und doch bietet dieses Waldgebiet nahe der kleinen Ortschaft in der Aletsch Arena (Anreise mit dem PKW/30 Min. fußläufig von Bergstation Betten) eine so reiche Auswahl an Felsen und Möglichkeiten, dass „man sie im Leben nicht schafft“, wie Martial Minnig, passionierter Kletterer aus der Aletsch Arena, betont. Versteckt im Wald, nicht kartiert und nicht ausgeschildert. Kleine und größere Granitfelsen dekorativ im Gelände verstreut bieten hier Probleme in allen Schwierigkeitsgraden und vollständiger Ruhe an

Und wer jetzt noch nicht genug hat:

In einer guten halben Stunde erreicht man vom Talort Fiesch (10 Min vom Parkplatz) fußläufig den Klettergarten „Herr der Ringe“ in Ernen/Obergoms. Von Bergführer Raoul Volken in unermüdlicher Kleinarbeit ständig erweitert, umfasst er aktuell 89 Routen und ist damit das größte Klettergebiet im Walliser Talgrund. Ob Wand- und Risskletterei, Ausdauerrouten mit Überhängen oder zahlreiche harte Routen von 7a bis 8b: Herr der Ringe bietet in traumhafter Umgebung mit zahlreichen Höhlen und labyrinthischen Felsformationen ein großartiges Klettererlebnis auf fein geschichtetem Gneis für Jedermann. Vorausgesetzt er ist – oder wird hier! – zu einem leidenschaftlichen Kletterfan!


Für Freunde des Wassers bieten die Kletterrouten der Wywasserschlucht in Unnerbärg (ca. 1h zu Fuß von Fiesch) ein einmaliges Schluchterlebnis. Von Wasser und Gletscher geschliffene Felsen bieten anspruchsvolle technische Kletterei (5c – 6c) in abenteuerlicher Schluchtatmosphäre.


Bitschji

In ruhiger, idyllischer Lage wartet „eines der schönsten und größten Klettergebiete im Oberwallis“. Das jedenfalls findet die Redaktion des Kletterführers Oberwallis. Senkrechtes oder überhängendes altkristallines Gestein bietet abwechslungsreiche, aber überwiegend athletische Kletterei ganz in der Nähe des schönen Bitschjisees und 20 Min ÖV entfernt.