Wer liebt es nicht, das Gefühl, nach einem langen Bergtag die Füße auf einer uralten Holzbank vor einer panoramareichen Berghütte hochzulegen, den Blick in die Ferne schweifen zu lassen und einfach im Moment zu sein. Der Puls beruhigt sich, der Anstieg war lang und manchmal auch etwas beschwerlich, aber ihr habt es geschafft, das Ziel ist erreicht. Durchatmen, ein erfrischendes Getränk zu sich nehmen, Energie tanken, das Leben genießen. Das ist Bergurlaub, wie man ihn sich vorstellt, oder?
Für viele Outdoorfans, Wanderer und Wanderinnen, Kletterer und Vertikalsportlerinnen, Bergsteiger und Gipfelstürmerinnen, Naturliebhaber und -liebhaberinnen ist dieses Erlebnis am besten in Tirol zu erfahren. Das österreichische Bundesland vereint wie kein zweites Tradition mit Moderne, Naturerlebnis mit gut ausgebauter Infrastruktur und einem perfekten Wegenetz, Bergabenteuer mit dem Gefühl der Geborgenheit und der Verbundenheit mit den Tiroler Gastgebern und Gastgeberinnen, denen das Wohl der Gäste so nah am Herzen liegt wie nichts anderes.
Wir stellen allen, die einen aktiven Sommerurlaub in den Bergen suchen, die hoch hinaus und steil bergab wollen, einige spannende Gipfeltouren, Klettergebiete und Wandertouren in Tirol vor.
Nichts geht über eine Gipfeltour, die nicht nur mit einem fabelhaften Ausblick am Ende auf euch wartet, sondern schon auf dem Weg dorthin fantastische Eindrücke bietet. Bei den folgenden vier Gipfeltouren in Tirol könnt ihr euch sicher sein, dass sich jeder Schritt lohnt und die Wanderung noch lang in Erinnerung bleibt.
Das Kaisergebirge zählt zu den beliebten Bergregionen für anspruchsvolle Wanderer und Wanderinnen sowie Kletterer und Kletterinnen. Die Hintere Goinger Halt (2.192 m) ist dabei einer der am einfachsten zu besteigenden Gipfel des Wilden Kaisers. Leicht ist er aber keineswegs, Bergwanderer und -wanderinnen sollten insbesondere für den zweiten Teil der Tour Schwindelfreiheit und Trittsicherheit mitbringen.
Start der Bergwanderung ist bei der Wochenbrunner Alm. Von hier geht es gemütlich bergauf bis zu Gaudeamushütte, dann über einen recht steilen Steig durch Latschen und über das Geröllfeld (Kübelkar). Eine Steilstufe ist teilweise mit Drahtseilsicherungen entschärft. Das Ellmauer Tor auf 1.980 Meter Höhe wird erreicht, danach geht es durch zunächst steiles, felsiges Gelände, das mit Gras und Geröll durchsetzt ist. Einige der späteren Felspassagen sind mit einer Eisenkette gesichert und führen mit leichter Kletterei zum Gipfel Hintere Goinger Halt (2.192 Meter). Der anspruchsvolle Aufstieg wird mit einem herrlichen Panorama auf Fleischbank (2.168 Meter), Christaturm (2.170 Meter), Totenkirchl (2.190 Meter), Predigtstuhl (2.116 Meter) belohnt.
Der Abstieg erfolgt auf gleichem Weg wie der Aufstieg. Die Route ist insgesamt knapp neun Kilometer lang, es müssen gut 1.100 Höhenmeter bergauf und bergab, teils in steilen und geröllreichen Passagen, bewältigt werden. Eine großartige Tour in einem der beeindruckendsten Bergmassive Tirols!
Die Serles trägt zu Recht den Beinamen „Hochaltar Tirols“: Die mächtige Felspyramide thront nur wenige Kilometer südlich von Innsbruck zwischen dem Stubaital und Wipptal und kann von konditionsstarken Berggehern und -geherinnen in einer Tagestour bestiegen werden. Start ist entweder an der Kampler Staumauer zwischen Fulpmes und Neustift im Stubaital oder am Kloster Maria Waldrast (siehe unten). Auf elf Kilometer Wegstrecke müssen nun 1.800 Höhenmeter überwunden werden, es geht also die meiste Zeit steil zur Sache.
Zunächst führt der steile Bergweg durch waldiges Gelände bis hinauf zur Jausenstation Wildeben und steil weiter bis zum Serlesjöchl (2.384 Meter). Es folgt eine kurze Kletterpartie über eine Leiter und eine gesicherte Passage, bevor es über Serpentinen über den Bergrücken hoch zum Gipfel geht, den man nach etwa 4,5 bis 5 Stunden erreicht.
Als Alternative zum Rückweg über die Aufstiegsroute lohnt sich der Abstieg über das Kloster Maria Waldrast bis zur Bergstation der Serlesbahnen. Landschaftlich abwechslungsreich geht es in rund drei Stunden bis zum Kloster und dann noch etwa eine halbe Stunde bis zur Bergstation. Wer verständlicherweise nun etwas müde Beine hat, fährt mit der Serlesbahn ins Tal, der Stubaitalbus bringt euch in wenigen Minuten zurück nach Kampl.
Eine der schönsten Gipfelerlebnisse im Karwendel erwartet euch am 2.457 Meter hohen Sonnjoch. Die Tour startet an der Gramai Alm und führt über den Gramai Hochleger zum Sonnjoch. Es begleiten euch Almwiesen auf dem ersten gemütlichen Stück der Wanderung, die schließlich durch zunehmend alpines Gelände ausgetauscht wird. Der sanfte Tourenstart darf euch jedoch nicht täuschen: um auf den Sonnjoch-Gipfel zu gelangen müsst ihr Trittsicherheit und Ausdauer mitbringen. Der beeindruckende Ausblick auf die umliegenden Berge des Karwendels ist es jedoch absolut wert.
Zurück geht es auf dem gleichen Weg. Alternativ findet sich auch eine Route vom Sonnjoch über den Ostgrad und den Bärenlahner Sattel, wenn ihr euch Abwechslung wünscht.
Der Brandenberger Kolm verspricht euch bei schönem Wetter eine traumhafte Aussicht in die Zillertaler und Tuxer Alpen sowie in die Hohe Tauern. Der Anstieg auf den Zillertaler Gipfel verspricht steile Serpentinen mit denen ihr 1.600 Höhenmetern in 13,7 Kilometern zurücklegt.
Die fordernde Bergtour startet am Gemeindeamt Brandberg und führt zunächst durch Wald und schönes Almgelände. Auf dem Weg gelangt ihr unter anderem zum Kolmhaus, wo ihr euch entweder auf dem Hin- oder Rückweg stärken könnt. Nach dem Kolmhaus geht es durch das Brandberger-Kar ostwärts und schließlich bergauf zu einem Almboden. Vorbei an einem markanten Steinmandl führt der Weg in Serpentinen steil durch Gerölhalden nach oben. Zu guter Letzt erwartet euch eine kurze Kletterpartie, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind bei dieser Tour also unbedingt notwendig.
Der Rückweg gestaltet sich gleich wie der Aufstieg.
Wer sich gerne weiter nach oben wagt, findet in Tirol insgesamt 574 Gipfel über der 3.000 Meter Grenze! Die meisten davon befinden sich in den Stubaier, Ötztaler und Zillertaler Alpen. Für die 3000er in Tirol solltet ihr auf jeden Fall Trittsicherheit und eine gute Kondition mitbringen, sind doch die meisten der Gipfel nur über schwierige Touren inklusive anspruchsvoller Kletterpassagen erreichbar. Habt ihr schließlich aber das Ziel erreicht, erwartet euch ein Glücksgefühl wie an kaum einem anderen Ort der Erde.
Wenn euch Tages- und Gipfeltouren nicht genug sind, ihr das Hüttenflair auch am Abend genießen und die unvergesslichen Sonnenauf- und -untergänge hier oben nicht verpassen wollt, hat Tirol auch zahlreiche Weitwanderwege zu bieten. Ihr wandert von Hütte zu Hütte durch das Gebirge, erlebt die einmalige Gastfreundschaft der Hüttenwirte und -wirtinnen und die regionale Küche, die euch nach den langen Wandertagen stärkt und die Energiespeicher auffüllt.
Der bekannteste Weitwanderweg Tirols ist mit Sicherheit der Adlerweg: Die Strecke verläuft über insgesamt 426 Kilometer und rund 30.000 Höhenmeter von Osten nach Westen durch das drittgrößte Bundesland Österreichs. Start der ersten Etappe ist in St. Johann in Tirol am Bahnhof, die letzte Etappe endet in Osttirol am Lucknerhaus am Ende der Kalser Glocknerstraße. Der Adlerweg führt euch durch das Kaisergebirge, den Rofan, das Karwendelgebirge, die Tuxer Alpen, das Wettersteingebirge, die Lechtaler Alpen und schließlich noch neun Etappen durch Osttirol. Wer sich nicht gleich einen ganzen Monat freinehmen kann, für den bietet der Adlerweg natürlich auch viele Möglichkeiten, nur bestimmte Teilabschnitte und Etappen zu absolvieren.
Unser Tipp: Dieses Jahr lohnt es sich besonders den Adlerweg in Angriff zu nehmen. Der wird dieses Jahr nämlich 20 Jahre alt! Zum Jubiläum werden in den Hütten spezielle Adlerweg-Gerichte serviert und St. Anton am Arlberg lädt außerdem jeden Wanderer und jede Wanderin zur Adlerweg-Challenge ein, bei der die finalen Etappen im Fokus stehen.
Ein anderer bekannter Weitwanderweg in Tirol ist der Berliner Höhenweg, der durch das Herz des Hochgebirgs-Naturparks Zillertaler Alpen führt. Er gilt als anspruchsvoll und beeindruckend: Auf einer Wegstrecke von rund 85 Kilometern werden etwa 6.600 Höhenmeter überwunden! Die Tour startet in Finkenberg im Zillertal und hat als Nachtlager einige der bekanntesten Berghütten Österreichs: Unter anderem besucht man die Olperer Hütte, das Furtschaglhaus, die Berliner Hütte und die Kasseler Hütte.
Die Berliner Hütte, die man etwa zur Halbzeit des Berliner Höhenwegs erreicht, ist die größte denkmalgeschützte Alpenvereinshütte und nicht nur aufgrund ihrer Lage auf 2.042 Meter Höhe ein absolutes Highlight bei der Wanderung auf dem beliebten Fernwanderweg. Dank seiner Höhenlage bietet dieser herrliche Ausblicke in die vergletscherte Hochgebirgswelt und auf die Natur hochalpiner Landschaften.
Nicht so bekannt, aber nicht weniger schön, ist die Gschnitztaler Hüttentour. Das kleine Seitental des Wipptales wird in rund sieben Tagen einmal auf meist anspruchsvollen Wanderwegen umrundet. Wandererfahrung, Trittsicherheit und Kondition solltet ihr für diese 62 km lange Tour (5.100 Hm bergauf) auf jeden Fall mitbringen. Start und Ziel sind in Steinach am Brenner, von hier geht es durch das imposante Tribulaungebirge, über den anspruchsvollen Stubaier Höhenweg bis zum Fuße des Blasergipfels. Eine spektakuläre Tour mit oft langen Tagesetappen in über 2.000 Meter Höhe!
Tirol hat selbstverständlich noch viele weitere Fernwanderwege zu bieten. So führt auch die bekannte Alpenüberquerung Oberstdorf nach Meran auf dem E5 hauptsächlich durch Tirol. Oder der Inntaler Höhenweg (74 km), der Hoch & Heilig Fernwanderweg (191 km Länge), der Karwendel Höhenweg (70 km) und der Lechtaler Höhenweg (85 km).
Schon mal das erfrischende Gefühl erlebt, nach einigen anstrengenden Wanderstunden die Socken auszuziehen und die Füße in einen kalten Bergsee zu tauchen? Oder den salzigen Schweiß mit kristallklarem Gletscherschmelzwasser aus dem Gesicht zu spülen? Oder gehört ihr zu den ganz Hartgesottenen und wagt auch mal einen Sprung in eiskaltes Nass? Diese totale Erfrischung erwartet euch an Tirols Bergseen, die ihr erwandern könnt.
Unsere Wandertipps: Durch das wildromantische Landschaftsschutzgebiet "Obernberger See - Tribulaune – Nösslachjoch" im Obernbergtal in Nordtirol nahe des Brenners wandert ihr in entspannten 30 Minuten zum Obernberger See auf rund 1.600 Metern. Tiefblaues Wasser, herrlich ruhig gelegen, ein Muss für Naturliebhaber und - liebhaberinnen, die den See in einer knappen weiteren Stunde umrunden können, bevor es wieder zurück zum Parkplatz Waldesruh geht.
Auch die Region Tannheimertal mit seinen zahlreichen Seen solltet ihr euch nicht entgehen lassen. Vilsalpsee, Traualpsee und Lache lassen sich bei der Drei-Seen-Tour in einer tollen Wanderung verbinden. Der Vilsalpsee gilt als einer der interessantesten Bergseen Tirols: das umliegende Naturschutzgebiet ist ein wichtiger Lebensraum für europaweit seltene Pflanzen- und Tierarten wie den Alpensalamander oder die Erdkröte.
Wer eine anspruchsvolle Bergwanderung mit dem Besuch eines der schönsten Seen verbinden möchte, dem sei die Tour von Kramsach zum Zireiner See und zurück empfohlen. Dabei steigt man 900 Höhenmeter bergauf und wieder bergab. In einem Talkessel liegt der fast kreisrunde Bergsee inmitten des imposanten Rofangebirges, der Blick wandert auf den mächtigen Rofanturm als Blickfang. Der Sage nach soll das Wasser des Zireiner Sees Gold enthalten: Kühe und Schafe, die davon trinken, hätten vergoldete Zähne.
Unter Kletterern und Kletterinnen ist es kein Geheimnis: Tirol ist die Urlaubsregion in Österreich schlechthin, wenn es um das Sportklettern, Bouldern oder Klettersteiggehen geht. Ob Klettern im Ötztal, sportliches Klettern in den Klettergärten rund um die Dolomitenhütte in den Lienzer Dolomiten, berühmte Mehrseillängen am Wilden Kaiser, Profi-Herausforderungen im Klettergarten Schleierwasserfall, Klettersteiggehen am Achensee oder bei Schlechtwetter Indoor-Klettern in einer der mehr als zwei Dutzend Kletter- und Boulderhallen - das Angebot ist riesig und vielfältig.
Sportklettern ist euer Steckenpferd und ihr seid richtig stark? Dann versucht euch doch an einer der folgenden Routen:
Unser Tipp: Die 180 Sportklettergärten, 90 Klettersteige, neun ausgewiesenen Bouldergebiete, Mehrseillängentouren, Eiskletterspots, Kletterparks, Hochseilgärten, Kletterhallen und vieles mehr lassen sich am besten über die Seite climbers-paradise.com entdecken. Dort findet man auch aktuelle News zum Zustand von Touren, Sperrungen oder allgemeine Informationen über die Kletterregionen Tirols. Über den Climb Finder der Webseite könnt ihr passende Routen herausfiltern, je nachdem welche Schwierigkeit, Ausrichtung, Jahreszeit etc. richtig für euch ist.
Natürlich sieht die Anreise nach Tirol verschieden aus, je nachdem wo ihr eure Unterkunft gebucht habt. Dabei könnt ihr eure Reise mit dem Auto, dem Flugzeug oder ganz klimafreundlich mit dem Zug antreten. Hauptverkehrsknotenpunkt Tirols ist Innsbruck. Von Deutschland aus fahren täglich ICE-Direktverbindungen aus Leipzig, Berlin, Kassel, Dortmund, Frankfurt, Mannheim, Stuttgart, Ulm, Lindau und München. Zusätzlich gibt es Wochenendverbindungen, die die Anreise erleichtern. Mit dem ÖBB-Nightjet, dem Urlaubsexpress oder dem European Sleeper geht die Anfahrt auch über Nacht, sodass ihr keinen Urlaubstag verschenkt.
Lust auf euren nächsten Tirol-Urlaub bekommen? Aber das Warten fällt schwer und die Vorfreude macht euch schon ganz hibbelig? Dann lehnt euch zurück, genießt das folgende Video aus Tirol und freut euch auf euren nächsten Ausflug in die Berge!