In der freien Natur auf Klettertour zu gehen, ist für viele Sportler*innen ein beliebtes Hobby und jedes Mal erneut ein ganz besonderes Erlebnis. Damit dieses in positiver Erinnerung bleibt, gibt es jedoch einige Sicherheitsregeln zu beachten. Denn Klettern ist eine Sportart, die durchaus gefährlich werden kann, wenn Fehler passieren oder die richtige Ausrüstung fehlt. Sicherheit hat daher stets oberste Priorität.
Klettern ist ein toller Sport, kein Frage. Ungefährlich ist er allerdings nicht, wie die Statistiken des Deutschen Alpenvereins beweisen: Im Berichtszeitraum 2018/2019 wurden 1.856 Unfälle und Notfälle gemeldet. Im Jahr 2019 waren dabei 54 tödliche Unfälle zu beklagen.
Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Tendenziell sind diese Zahlen seit vielen Jahren rückläufig, wie der Deutsche Alpenverein ebenfalls in seinen Erhebungen erkennen konnte. Das liegt keinesfalls daran, dass weniger Menschen klettern oder in den Bergen unterwegs sind.
Ganz im Gegenteil: Der Bergsport liegt derzeit voll im Trend. Doch die Ausrüstung wird besser und bei vielen Menschen steigt auch das Bewusstsein um die Gefahren in den Alpen.
Es lohnt sich daher ein genauerer Blick auf die Gefahren, die beim Bergsport im Allgemeinen sowie beim Klettern im Speziellen lauern.
Die häufigste Todesursache in den Bergen ist Herz-Kreislauf-Versagen, sprich es kommt zum plötzlichen Herztod, beispielsweise aufgrund von Vorerkrankungen oder körperlicher Überforderung. Eine gute Fitness ist deshalb die Grundvoraussetzung, um alpinen Bergsport sicher ausüben zu können.
Häufige Todesursachen in den Bergen sind zudem Stürze beziehungsweise ein Stolpern oder Ausgleiten. Beim Klettern oder im Steilgelände kann es außerdem zu einem Absturz aus großer Höhe kommen.
Tödliche Unfälle können also entweder auf dem Weg zum Klettern geschehen, beispielsweise auf einer Wanderung zum Klettersteig, oder aber direkt an der Wand. Abstürze sind dabei jedoch nicht die einzige Gefahr.
Weitere typische Unfallursachen beim Klettersport sind Steinschläge, Selbstüberschätzung oder eine Überlastung von Muskelgruppen wie den Schultern beziehungsweise dem Ringband an den Fingern. Zudem neigen einige Kletterer dazu, immer wieder nach einem Adrenalinkick zu suchen und sich dadurch nicht (ausreichend) zu sichern oder zu schwieriges Gelände für ihr Können erklimmen zu wollen. Auch psychologische Faktoren spielen also eine Rolle.
Eine der weiteren Gefahren in den Bergen, an die viele Kletterer im ersten Moment nicht denken, ist die hohe Sonneneinstrahlung, die zum Risiko für die Haut, die Augen sowie den Kreislauf werden kann.
Außerdem können Tiere wie Wespen, Zecken oder Schlangen, deren Stiche beziehungsweise Bisse je nach Tierarzt schmerzhaft bis gefährlich sein, vor allem bei einer allergischen Reaktion.
Zuletzt können Langzeitfolgen durch das Klettern eintreten, vor allem im Nackenbereich, die aus der unnatürlichen Haltung an der Wand resultieren. All diese Gefahren sind keine Gründe, um diesen tollen Sport nicht auszuüben, doch sie müssen beim Klettern bedacht werden, vor allem in alpinem Gelände.
Neben diesen körperlichen drohen auch finanzielle Gefahren am Berg. Das gilt einerseits, wenn der Sportler selbst der Geschädigte ist, beispielsweise durch einen Unfall.
Denn sobald eine Bergrettung notwendig wird, kann das teuer werden, sofern keine ausreichende Versicherung vorliegt. Nicht in allen Fällen werden die Kosten von der Krankenversicherung übernommen und so kann es passieren, dass beispielsweise nach einer Bergung mit dem Hubschrauber plötzlich eine vier- bis fünfstellige Rechnung im Briefkasten landet.
Es ist deshalb wichtig, die Kranken- oder Auslandskrankenversicherung darauf zu überprüfen, welche Leistungen beim Bergsport sowie Klettern inbegriffen sind – je nachdem, in welchem Teil der Alpen die Sportler unterwegs sind.
Andererseits kann es passieren, dass der Sportler einen Unfall auslöst und dadurch eine andere Person schädigt. Ein typisches Beispiel beim Klettern ist hierfür das Lostreten eines Steinschlags.
Je nach individuellem Fall kann der Schädigende haftbar sein und dementsprechend hat der Geschädigte ihm gegenüber gegebenenfalls einen Anspruch auf Schadensersatz. Dass der Unfall keine Absicht war, spielt dabei keine Rolle, sondern lediglich, ob derjenige laut Bürgerlichem Gesetzbuch (BGB) schuldhaft gehandelt hat. Auch hier ist daher eine ausreichende Absicherung durch die Privathaftpflichtversicherung wichtig und es gilt zu prüfen, ob der Berg- sowie Klettersport inbegriffen ist.
Selbiges gilt bei weiteren Policen wie einer Unfallversicherung, Berufsunfähigkeitsversicherung oder Risikolebensversicherung, denn bei einigen Anbietern gelten diese Sportarten als besonders risikoreich und sind daher explizit vom Versicherungsschutz ausgeschlossen. Auch finanziell gilt es daher Vorkehrungen zu treffen, um sicher in den Alpen unterwegs zu sein.
Dabei kann es immer auch Fälle geben, in denen der/die Kletterpartner/in durch das Verschulden des/der anderen zu Schaden kommt. Der oder die Geschädigte hat dann Anspruch auf Schadensersatz. Der Kundenlink liefert zu diesem Aspekt weiterführende Informationen.
Vorbereitung ist beim Klettern in den Alpen essentiell, um die eigene Sicherheit zu erhöhen. Das gilt für die Versicherungen, das gilt für die richtige Tourenauswahl und das gilt für das körperliche Training.
Denn am Berg sollte nur klettern, wer zuvor in einer Kletterhalle oder an kleinen Übungswänden ausreichend gelernt sowie geübt hat, um die eigenen Fähigkeiten realistisch einzuschätzen und die grundlegenden Sicherheitsregeln zu kennen.
Wenn es um den Klettersport geht, gibt es einige Regeln, die immer eingehalten werden müssen. Nur so kann die Sicherheit von allen Beteiligten gewährleistet werden. Dazu gehört zum Beispiel der Materialcheck, denn das Material muss vor jeder Klettertour überprüft werden.
Dieser Check umfasst mehrere Schritte:
Erst nach dem Materialcheck kann das eigentliche Klettern starten. Es ist daher wichtig, diesen rechtzeitig vor der Klettertour vorzunehmen, damit gegebenenfalls noch Ausrüstung gekauft, ausgetauscht oder repariert werden kann. Als grobe Grundregel für den Austausch von Kletterausrüstung gelten etwa zehn Jahre. Bei häufiger Benutzung oder schweren Stürzen kann dieser aber auch deutlich häufiger notwendig sein. Vor Ort empfiehlt es sich trotzdem, alles zumindest grob erneut zu überprüfen, um sicherzustellen, dass es beim Transport zu keinen Beschädigungen kam.
Beim anschließenden Klettern gelten ebenfalls einige Verhaltensregeln, um die Sicherheit für alle Beteiligten zu erhöhen. Sie müssen in jeder Situation eingehalten werden und erfordern ständige Konzentration, denn schon ein unachtsamer Moment kann ansonsten ausreichen, um einen Unfall zu versursachen.
Darauf gilt es zu achten:
Wichtig ist zudem, dass die Schutzausrüstung wie der Helm stets getragen wird, selbst an scheinbar harmlosen Wänden, und dass auch erfahrene Kletterer nicht unvorsichtig werden.
Gerne werden nämlich irgendwann Schritte wie der Partnercheck übersprungen, um Zeit zu sparen. Genau diese Unachtsamkeit kann aber mit dem Leben bezahlt werden. Sorgfalt ist daher für jeden Kletterer die wichtigste Devise, unabhängig von seinem Können oder seiner Erfahrung.
Zuletzt empfiehlt sich auch ein schnelles Aufwärmen vor dem Klettern, was in den Alpen aber häufig schon durch die Wanderung zum Standpunkt passiert ist. Dann reichen schnelle Dehn- sowie Mobilisationsübungen, beispielsweise für die Finger, und schon kann es losgehen. Ein kurzes Einklettern ist zudem immer hilfreich.
Beim Klettern in den Alpen nehmen die Kletterpartner unterschiedliche Positionen ein. Es gibt einen Vorsteiger und einen Sicherer. In Ausnahmefällen klettern auch ganze Gruppen zusammen, beispielsweise mit Hilfe eines Seilgeländers.
Doch die einfachere und schnellere Variante ist das paarweise Klettern. Dabei gibt es jedoch einige Faktoren zu berücksichtigen, um eine korrekte Sicherung zu gewährleisten, eben je nach Positon.
Das Vorstiegsklettern übernimmt in der Regel der beste Kletterer, denn dabei herrscht eine höhere Sturz- sowie Verletzungsgefahr. Auch psychische Stabilität ist beim Vorstiegsklettern umso mehr gefragt und die Kommunikation zwischen dem sichernden sowie dem kletternden Partner ist noch wichtiger als ohnehin schon. Vertrauen spielt also eine wichtige Rolle.
Nur so kann sich der Vorstiegskletterer sorgenfrei auf seinen Weg konzentrieren. Es empfiehlt sich, mit einer einfacheren Route zu beginnen, sozusagen zum Einklettern, und diese vorab sorgfältig zu planen. Zuerst die Wand ansehen und dann losklettern, lautet also das Motto beim Vorstiegsklettern; der Sportler im Vorstieg legt schließlich auch für die nachfolgenden Kletterer die Route fest.
Beim Klettern ist es wichtig, die Exe nicht sofort einzuhängen, wenn der Haken erreichbar ist, sondern so weit zu klettern, bis sich dieser auf der Höhe des Bauchnabels befindet. Erst dann und erst mit einem sicheren Stand wird das Seil befestigt.
Dabei kommt es darauf an, den Seilkarabiner dabei in der richtigen Richtung einzuhängen: Bei einem diagonalen Streckenverlauf, wie er meistens vorliegt, gehört der Schnapper des untere Karabiners in der Exe auf die Seite, von welcher sich der Kletternde wegbewegt.
Beachtet werden muss zudem, den Seilverlauf stets zwischen Körper und Wand zu halten, selbst bei einer seitlichen Bewegung. Das kann unter Umständen bedeuten, etwas Seil nach vorne holen und darüber steigen zu müssen. Ansonsten droht der Sportler bei einem Sturz im Seil hängen zu bleiben und sich unkontrolliert zu drehen.
Mit dem Vorstieg ist die größte Hürde gemeistert und alle nachfolgenden Kletterer können dank Toprope-Sicherung mit deutlich geringerem Risiko folgen. Das Sichern ist dann vergleichsweise einfach.
Allerdings ist es wichtig, einen eventuellen Gewichtsunterschied zu berücksichtigen: Wiegt der Kletternde mindestens zehn bis 15 Kilogramm mehr als der Sichernde, muss Letzterer eine Selbstsicherung anbringen oder entsprechende Technik anwenden, um ein Abheben vom Boden bei einem Sturz zu verhindern.
Dabei können auch Sicherungsgeräte zum Einsatz kommen. Der DAV empfiehlt daher das Belegen eines entsprechenden Kurses, denn sie sind – wie bereits erwähnt – eine häufige Unfallursache. Solche Sicherungsgeräte sind zum Beispiel die Halbmast-Wurfsicherung HMS, der Tuber, der Abseilachter oder der Halb- beziehungsweise Vollautomat.
Wichtig ist auch, beim Sichern stets sorgfältig zu beobachten, um mögliche Gefahren für den Kletternden oder sich selbst frühzeitig zu erkennen. Das gilt beispielsweise für Steinschläge, weshalb auch am Boden jederzeit ein Helm getragen werden muss.
Mit all diesen Vorkehrungen ist die Sturzgefahr beim Klettern relativ gering. Mit Sicherheit verhindern lassen sich kleinere oder größere Stürze trotzdem niemals. Bei richtiger Sicherung sowie Ausrüstung sind die Folgen glücklicherweise meist überschaubar.
Trotzdem sind Sturzübungen wichtig. Einerseits können sie dabei helfen, Stürze zu kontrollieren und damit das Verletzungsrisiko zu minimieren. Denn vor allem unkontrollierte Stürze oder Stürze beim Vorstieg werden häufig zum Problem. Andererseits bringt das Sturztraining auch psychologische Vorteile, denn es nimmt ein Stück weit die Angst vor dem Sturz und hilft dabei, Vertrauen zum Material, zum Kletterpartner sowie zur Sicherungsmethode aufzubauen.
Wichtig ist natürlich erneut, vor dem Sturztraining das Material zu überprüfen sowie währenddessen alle Sicherheitsregeln zu beachten. Zudem gilt es, eine geeignete Location zu finden, bestenfalls
Mit der richtigen Location ist die Grundlage für erfolgreiches Sturztraining gegeben. Für den Kletternden können die ersten Stürze dennoch eine echte Überwindung sein. Er sollte sich daher mental und technisch darauf vorbereiten. Das bedeutet, die richtige Haltung einzunehmen, um einen möglichen Aufprall an der Wand abzufedern und den Kopf zu schützen:
Am besten wird beim Sturztraining mit dem Toprope-Klettern begonnen. Später können auch Stürze im Vorstieg geübt werden, um vor allem in dieser für viele Menschen schwierigen Situation die Ängste abzubauen.
Klettern ist kein ungefährlicher Sport. Wer aber richtig an die Sache herangeht, kann die Gefahren minimieren und dadurch nicht nur in der Halle, sondern auch in den Alpen vergleichsweise sicher unterwegs sein.
Es gibt also keinen Grund, um vor dem Berg- oder Klettersport Angst zu haben – aber ein gesunder Respekt hat in der Natur noch niemals geschadet. Wer dann auch noch die allgemeinen Sicherheitsregen für alpine Touren beachtet, wie das Wetter im Blick zu behalten, sich nicht zu überschätzen oder ausreichend Essen sowie Trinken mitzunehmen, findet mit dem Klettern ein tolles Hobby, das der Gesundheit guttut und garantiert niemals langweilig wird!