Die ersten Regentropfen kräuseln sanft die Oberfläche der Donau, während die Fähre das Wasser zu den Seiten drängt. Die Donau verbindet die Menschen diesseits und jenseits des Ufers und wird auch in den nächsten vier Tagen unser Wegweiser sein. Vom prickelnden Most über fangfrischen Fisch bis hin zum süßen Eisknödel, gibt es allerlei, was die Region auf den Teller bringt. Tradition, Lokalität und ehrliche Qualität stehen dabei im Mittelpunkt. Mal sehen, ob sich das auch schmecken lässt.
Die Fähre dockt an einer Anlegestelle in Obermühl an und nach nur wenigen Metern sehen wir bereits die Mostkellerei Aumüller. Ein eher unscheinbares Gebäude, dessen Eingang von unserer Seite aus etwas versteckt liegt – ein Umstand, den der Besitzer der Mostkellerei zukünftig gerne mit einigen Umbauten ändern will.
Der Besitzer ist Erich Aumüller. Er begrüßt uns in österreichischer Tracht, strahlt über beide Backen und spricht einen so herzhaften österreichischen Dialekt, dass ich die Ohren spitzen muss. Eines kommt aber auf jeden Fall rüber: seine Begeisterung für das Handwerk! Viele umliegende Hotels und Gaststätten führen den Aumüller-Most auf der Karte. Auch im Riverresort lässt sich der Most beim Abendessen auf der Karte entdecken.
Für die Herstellung des Mosts wird jede Menge Obst benötigt, hauptsächlich werden dabei Äpfel und Birnen aus der Region verwendet. Fällt die Ernte eher gering aus, kann mit Streuobst oder Obst aus dem Vorjahr aufgefüllt werden. So stellt der Most-Sommelier Erich Aumüller sicher, dass er liefern und genug auf Veranstaltungen und im eigenen Restaurant zur Verfügung stellen kann.
Stolz erzählt er auch, dass sein Sohn gerade an einem neuen Produkt arbeitet, bei dem die Nachhaltigkeit der Herstellung besonders im Fokus steht. In der Entwicklung lässt er seinem Sohn freie Hand, er selbst hat mit der "Donauperle" bereits sein eigenes Zeichen im Betrieb gesetzt.
Was ist eigentlich Most? Bei Most handelt es sich um ein leicht alkoholisches Getränk mit vier bis sechs Prozent Alkohol. In verschiedenen Regionen Deutschlands ist er unter Namen wie Viez, Apfelwein oder Obstwein bekannt.
Besonders hervorzuheben sind die ebenfalls vor Ort hergestellten Säfte. Sie werden nur in 10-Liter-Kartons abgefüllt und kosten zwischen 20 und 24 Euro. Neben Klassikern wie dem Apfel- oder Multivitaminsaft, stechen vor allem der Apfel-Mango-Saft (hervorragend) und der Birnensaft hervor. Hätte ich einen größeren Koffer dabei, würde ich am liebsten direkt ein paar Liter mitnehmen. So kommt eben nur eine Flasche Birnenfrizzante Donauperle (6,50€) mit, der Kassenschlager der Mostkellerei, und das völlig zu Recht.
Tipp für Freunde des Hochprozentigen: Im Klosterladen des Stifts Engelszell gibt es hausgemachten Marillenlikör (25%) und Magenbitter (38%) erhältlich. Beides nach alter Trappistenrezeptur.
Wer der Donau auf der selben Uferseite Richtung Westen folgt, der gelangt nach Kramesau. Dort erwartet hungrige Radfahrer fangfrischer Fisch im Gasthof Luger. Der Fisch wird am Morgen in den eigenen Fischgewässern gefangen und für den Mittagstisch nach der Tradition des Schröpfens frisch zubereitet.
Gerade bei wechselhaftem Wetter ist der Gasthof Luger die optimale Einkehrmöglichkeit. Die Fahrräder können in einer eigenen Garage untergestellt und E-Bikes aufgeladen werden und als Gast kann man auf der überdachten Terrasse sitzen, dem Regen zuhören und den Blick über die Donau schweifen lassen.
In die Küche dürfen wir leider nicht schauen, aber Markus Luger zeigt uns den Fischteich, in dem die Fische vom morgendlichen Angeln bis zur Zubereitung gehalten werden. Dieser befindet sich nur ein paar Meter hinter dem Haus und beinhaltet vier abgetrennte Bereiche, in denen sich verschiedene Fische tummeln. Neben einem besonders großem Wels warten hier auch kleinere Donaufische auf die Zubereitung.
Auf Empfehlung probiere ich den Waller bzw. Wels mit Rieslingschaum, Kartoffelpüree und gemischtem Salat für 22,90 € – er ist herrlich frisch und lecker. Wer es lieber süß als herzhaft mag, der sollte außerdem den Kaiserschmarrn nicht übergehen – auch hier lässt sich die Küche nicht lumpen.
Zwischen Kramesau und Obermühl, aber auf der Südseite der Donau liegt Schlögen und das Riverresort Donauschlinge. Dort lassen wir uns zum Abendessen und Frühstück verwöhnen. Beide Malzeiten können sowohl als Tagesgast als auch einzeln gebucht werden. Das Buffet bietet eine große Auswahl und man muss erst einmal eine Runde drehen, um zu erfassen, was es alles gibt. Zum Frühstück verschiedene Brot- und Brötchensorten, Marmelade, herzhafte Beläge und ein besonderes Highlight: der Bienenwachshonig.
Beim Abendessen wird Fleisch, Fisch und vegetarisches geboten. Es stechen vor allem die hausgemachten Suppen hervor, die mit Kokosnuss und Rhabarber exotisch klingen, geschmacklich aber für ein heimeliges Wohlfühlgefühl sorgen.
Wer kann, sollte seinen Urlaub an der Donauschlinge am besten nach den hießigen Events planen. So genießen wir an unserem zweiten Abend die Secondhand Brothers beim "Grill & Chill". Ab 18:30 Uhr spielt das Duo Live-Musik, während daneben der Grill brutzelt. Fleisch, Fisch und Gemüse, frische Dips und Gebäck sowie eine Open Air Cocktail Bar verwöhnen den Gaumen. Die Veranstaltung findet alle zwei bis drei Wochen von Mai bis September statt. Bei einer Übernachtung kostet die Veranstaltung 45 Euro pro Person, für All-inclusive-Gäste ist das "Grill & Chill" kostenlos.
Ganz im Osten der Donauregion Oberösterreich liegt die Ortschaft Grein, wo wir ein letztes Mal Kulinarik direkt an der Donau bekommen. Das Café Schörgi, in dem wir einkehren, ist in der ganzen Region bekannt. Kaum betreten wir es, wird deutlich warum: die Auslage ist voll mit liebevoll präsentierten süßen Stückchen, man weiß gar nicht, wo man anfangen soll. Der saisonale Erdbeer-Eisknödel gewinnt schließlich und wird dem Ruf des leckeren Eises definitiv gerecht.
Kultur-Tipp in Grein: Mitten im Zentrum liegt das älteste erhaltene Bürgertheater Österreichs (seit 1791). Besonders kurios: Die heutige Garderobe war früher eine Ausnüchterungszelle mit Blick in den Saal. Für die langen Vorstellungen ohne Pause brachten sich viele Gäste Essen und Trinken mit, denn damit bestach mach manchmal sogar die Gefangenen, damit sie die Aufführung nicht störten.
Die Restaurants und Gasthöfe der Donauregion sind überzeugend. Ob man die Regionalität schmeckt, ist schwer einzuschätzen, aber die Liebe zur ehrlichen Qualität und zum Handwerk, die wirkt durch das Essen und die Menschen. Man ist stolz auf das, was die Region hergibt, sei es der frische Fisch oder das regionale Obst und diese Begeisterung ist ansteckend. Dass es auch noch hervorragend schmeckt, ist das Tüpfelchen auf dem i. Egal, wie man in der Donauregion also unterwegs ist, man sollte auf keinen Fall auf die regionale Küche verzichten.