Die Alpen – eine Welt aus schroffen Gipfeln, grünen Tälern und vergletscherten Höhen. Und mittendrin: Bahnlinien, die weit mehr sind als reine Fortbewegungsmittel. Sie sind Fenster zu spektakulären Landschaften, technische Meisterleistungen und eine Einladung, das entschleunigte Reisen neu zu entdecken. Ob Panoramazug oder historische Bahnlinie – diese Strecken machen den Weg zum Ziel.
Die Reise mit dem Bernina Express ist wie ein Tagtraum zwischen Eis und Sonne. Von Chur oder St. Moritz aus fährt der rot glänzende Panoramazug über das Berninamassiv bis ins italienische Tirano – 122 Kilometer, 55 Tunnels, 196 Brücken und ein Höhenunterschied von über 1800 Metern.
Auf der Strecke überquert der Zug das weltberühmte Landwasserviadukt, erklimmt den 2.253 Meter hohen Berninapass und fährt vorbei am Morteratschgletscher, dem Palü-See und dem tiefblauen Lago Bianco. In jeder Kurve eröffnen sich neue, dramatische Perspektiven. Und wenn sich am Ende der Fahrt in Tirano Palmen im warmen Wind wiegen, wird klar: Der Bernina Express ist mehr als ein Zug – er ist ein Brückenschlag zwischen Klimazonen, Kulturen und Kontinenten.
Highlight: Das Kreisviadukt bei Brusio – eine architektonische Meisterleistung, die zeigt, wie harmonisch Technik und Natur zusammenspielen können.
Ein Superlativ mit Ironie, doch mit Wahrheit: Der Glacier Express ist der langsamste Schnellzug der Welt – und genau das macht ihn so besonders. In rund acht Stunden verbindet er Zermatt und St. Moritz – zwei alpine Traumziele – auf einer Fahrt durch das Herz der Schweizer Alpen.
Die Strecke führt durch 91 Tunnels und über 291 Brücken, darunter das spektakuläre Oberalppassgebiet auf 2.033 Metern Höhe. Passagiere sitzen in großzügigen Panoramawagen und blicken auf weite Gletscherflächen, tiefe Schluchten und idyllische Dörfer. Mit Kopfhörer-Guides und Gourmetmenüs an Bord wird die Reise zur perfekten Symbiose aus Naturgenuss und Komfort.
Highlight: Die Rheinschlucht – das „Swiss Grand Canyon“ – mit ihren steil aufragenden Kalkwänden, ist eine der eindrucksvollsten Landschaften der gesamten Route.
Die Rhätische Bahn ist mehr als nur eine regionale Verbindung – sie ist eine Institution. Mit ihrem dichten Netz durch Graubünden gehört sie zu den spektakulärsten Schmalspurbahnen Europas. Zwei ihrer Linien – die Albulabahn und die Berninabahn – sind sogar als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet.
Die Albulalinie zwischen Thusis und St. Moritz gilt als technisches Wunderwerk: Kehrtunnels, Viadukte und kunstvolle Linienführung ermöglichen es dem Zug, die steilen Hänge elegant zu überwinden. Wer mit der RhB reist, erfährt die Alpen nicht als Barriere, sondern als Bühne.
Highlight: Das Landwasserviadukt – das Wahrzeichen der Rhätischen Bahn, wo sich der Zug scheinbar schwerelos in die Landschaft schmiegt.
Als erste vollspurige Alpenbahn Österreichs ist die Arlbergbahn ein Meilenstein der Eisenbahngeschichte. Bereits 1884 wurde sie eröffnet und verbindet Innsbruck mit Bludenz – über den ç, durch tiefe Tunnels und vorbei an imposanten Felsformationen.
Was sie besonders macht? Ihr historischer Charme, ihre spektakuläre Linienführung – und die Tatsache, dass sie heute noch eine der wichtigsten Ost-West-Verbindungen durch die Alpen ist. Zwischen Landeck, St. Anton und dem Arlbergtunnel öffnet sich eine dramatische Kulisse aus schroffen Bergen, tiefen Tälern und verschneiten Wäldern.
Highlight: Die Fahrt durch den 10,6 Kilometer langen Arlbergtunnel – ein Meisterstück der Ingenieurskunst und ein Portal zwischen Tirol und Vorarlberg.
Zwischen Luzern und Montreux wartet mit der GoldenPass Line eine der abwechslungsreichsten Bahnreisen der Schweiz. In gut fünf Stunden durchquert der Zug die Zentralschweiz, das Berner Oberland und das Waadtland – drei Sprach- und Kulturräume mit ganz eigenem Charakter.
Die Strecke führt am glitzernden Brienzersee entlang, durch Interlaken, vorbei an den mächtigen Viertausendern Eiger, Mönch und Jungfrau, durch das Simmental und schließlich hinab zum Genfersee, wo sich in Montreux ein mediterranes Flair entfaltet. Die Züge mit ihren großen Panoramafenstern – teils sogar mit nostalgischem Belle-Époque-Ambiente – machen die Fahrt zu einem Erlebnis für alle Sinne.
Highlight: Der Moment, wenn sich hinter der letzten Kurve der Genfersee öffnet, gesäumt von Weinbergen und Palmen – ein dramatischer Wechsel vom Hochgebirge zur Riviera.
Diese kleine, aber spektakuläre Strecke verbindet Martigny im schweizerischen Wallis mit Chamonix in Frankreich – mitten durch die dramatische Landschaft des Trient-Tals. Der Mont-Blanc Express windet sich an tosenden Schluchten, Wasserfällen und tiefen Wäldern vorbei, mit dem Mont Blanc, Europas höchstem Gipfel, oft als stillem Begleiter in der Ferne.
Die enge, kurvenreiche Strecke ist technisch anspruchsvoll und landschaftlich überwältigend. Wer im Sommer reist, sieht leuchtend grüne Täler und blühende Alpwiesen. Im Winter hingegen fühlt sich die Fahrt an wie eine Reise durch ein Märchen aus Eis und Schnee.
Highlight: Der Blick auf die Gorges du Trient – eine tiefe Schlucht, die vom Zug aus in ihrer ganzen Wildheit sichtbar wird.
Wer es gemütlich, urig und landschaftlich reizvoll mag, wird die Zillertalbahn lieben. Auf der 32 Kilometer langen Schmalspurstrecke von Jenbach nach Mayrhofen tuckert der Zug gemütlich durchs Tiroler Zillertal – flankiert von schroffen Alpengipfeln, satten Wiesen und klaren Flüssen.
Neben den modernen Regionalzügen verkehren auch regelmäßig Dampfzüge, die die Herzen von Bahnliebhabern höherschlagen lassen. Die Reise bietet viele Gelegenheiten für Zwischenstopps – sei es zum Wandern, Klettern oder für einen Abstecher zu einer der urigen Almhütten.
Highlight: Die Fahrt mit der historischen Dampflok – inklusive Pfeifen, Dampf und einem Hauch vergangener Zeiten.
Die höchste Zahnradbahn Europas bringt ihre Fahrgäste von Zermatt hinauf auf den Gornergrat – auf 3.089 Metern Höhe. Schon beim Startpunkt zeigt sich das Matterhorn in voller Pracht, doch die Aussicht steigert sich mit jedem Meter. Je höher der Zug fährt, desto gewaltiger werden die Gletscher, Gipfel und Schneefelder, die das Panorama säumen.
Oben angekommen bietet sich ein Ausblick, der zu den spektakulärsten der Alpen zählt: 29 Viertausender, darunter Dufourspitze, Lyskamm und Monte Rosa, präsentieren sich in einem 360°-Panorama. Im Winter ist der Gornergrat ein Paradies für Skifahrer, im Sommer ein Hotspot für Wanderer und Fotografen.
Highlight: Der Anblick des Matterhorns im goldenen Morgenlicht – magisch, majestätisch, unvergesslich.
Wer die volle Alpenbahn-Erfahrung sucht, kann sich den „Grand Train Tour of Switzerland“ ansehen – eine kombinierte Reiseroute, die viele dieser legendären Strecken miteinander verbindet.
Wer durch die Alpen reist, sollte den Zug nicht nur als Transportmittel sehen – sondern als Teil des Abenteuers. Ob auf Panoramastrecken wie dem Glacier oder Bernina Express, auf traditionsreichen Linien wie der Arlbergbahn oder im Welterbe der Rhätischen Bahn: Die Reise ist hier so eindrucksvoll wie das Ziel. Und mit jedem Tunnel, jeder Brücke, jeder Kehre zeigt sich: Die Alpen gehören zu den schönsten Eisenbahnlandschaften der Welt.
Noch mehr entdecken? Weitere empfehlenswerte Routen sind die Brienz Rothorn Bahn, die Schneebergbahn in Niederösterreich oder die Centovallibahn zwischen Locarno und Domodossola. Auch diese bringen euch mitten hinein in die Seele der Berge – auf Schienen, mit Stil.