Der Start des 9-Euro-Tickets in Deutschland war sehr erfolgreich. Nach ersten Analysen der Deutschen Bahn reisten zum Start der staatlich subventionierten Fahrkarten für den Öffentlichen Nahverkehr rund ein Viertel mehr Menschen mit der Bahn.
Reisen mit dem Öffentlichen Personennahverkehr ist auch in den kommenden Monaten günstig wie nie. Ist das auch eine Chance, den ökologischen Fußabdruck beim Bergsport zu verringern? Hat das 9-Euro-Ticket das Potenzial, Bergsportler auf Bahn und Bus umsteigen zu lassen? Welche Bergregionen und -touren eignen sich besonders für die Anreise mit dem Zug? Ein Überblick ...
Ein Großteil der CO2-Emissionen, die man beim Bergurlaub oder der einfachen Tagestour erzeugt, geht auf die An- und Abreise zurück. Wer das Auto stehen lässt, kann der Umwelt also einen Gefallen tun. Das" "Hauptproblem" bei der Erreichbarkeit der Bergregionen mit dem Öffentlichen Personennahverkehr ist dabei die "letzte Meile", also der Weg vom Bahnhof oder der Bushaltestelle bis zum Einstieg in die Bergtour.
"Die Fahrpläne der Buslinien, die diese Strecken bedienen, sind oft auf den Pendelverkehr ausgerichtet und für den Bergsport entsprechend nur bedingt geeignet. Mit der Ausweitung des Fahrplans ist der Bergbus in die Eng ein punktueller Lösungsansatz für das Problem der letzten Meile. Für flächendeckende Verbesserungen setzt sich der DAV auf politischer Ebene ein, hier sind die Politik und Verkehrsunternehmen in der Verantwortung", so der Deutsche Alpenverein in einer Pressemitteilung.
Das Gute: Es gibt bereits einige Angebote, die nun mit dem 9-Euro-Ticket auch sehr günstig genutzt werden können.
Es gibt einige Tipps, die man beachten kann, wenn man mit dem 9-Euro-Ticket zu einer Bergtour (Wandern, Klettern, Bergsteigen) aufbrechen möchte. Um dem großen Ansturm in den Zügen zu entgehen, sollte man seine Tour möglichst antizyklisch planen. Wer am Samstagmorgen bei schönem Wetter von München Richtung Alpen fährt, der dürfte es schwer haben, einen Sitzplatz im Zug zu ergattern. Wenn es ganz blöd läuft, ist der Zug so überfüllt, dass man auf den nächsten warten muss. Wer es einrichten kann, der weicht auf Wochentage aus, startet schon sehr früh am Morgen oder reist bereits am Tag vor der Tour an.
Ein weiterer Tipp: Sucht euch ein Tourenziel in der näheren Umgebung und in wenig bevölkerten Bergregionen. Es müssen nicht immer die Hotspots Alpen oder beliebte Gipfelziele sein – die Mittelgebirge, Naturparks und Nationalparks in Deutschland bieten vielfältige Tourenmöglichkeiten.
Mit dem 9-Euro-Ticket könnt ihr das gesamte Nahverkehrsnetz der Deutschen Bahn nutzen. Dieses bringt euch natürlich in Süddeutschland in die beliebten Urlaubs- und Alpenregionen im Allgäu, in Oberbayern oder in das Berchtesgadener Land. Bahnhöfe finden sich zum Beispiel in Oberstaufen, Immenstadt, Oberstdorf, Nesselwang, Garmisch-Partenkirchen, Mittenwald, Kochel, Lenggries, Schliersee, Bayrischzell, Aschau (Chiemgau), Ruhpolding oder Berchtesgaden - allesamt schöne Orte, um die ein oder andere Bergtour in Angriff zu nehmen. So kann man zum Beispiel vom Bahnhof Nesselwang auf die Alpspitze wandern oder den Nesselwanger Hausberg in einer schönen Rundtour (6,3 km, 530 HM) besteigen. Oder ihr fahrt von München in 1:20 Std. in die Alpenregion Tegernsee-Schliersee bis nach Bayrischzell und erwandert von dort den Brünnstein, den Seeberg oder über den König-Maximilian-Weg den Wendelstein. Es gibt unzählige Touren und Ausflugsmöglichkeiten, am besten schaut ihr euch mal die Ausflugstippsseite auf Alpen-Guide an, da findet ihr viele Touren und Tipps.
Natürlich könnt ihr mit dem 9-Euro-Ticket auch sämtliche Mittelgebirge in Deutschland gut erreichen. Der Bayerische Wald ist zwar nur eingeschränkt beschient, von den Bahnhöfen in Bodenmais, Zwiesel oder Grafenau lassen sich die Berge aber gut erreichen. Der nördliche Schwarzwald ist vom Schienenverkehr ebenfalls nicht erschlossen, es gibt aber ein gut ausgebautes Busliniennetz, das euch alle Ecken des Nationalparks Schwarzwald zugänglich macht.
Schienenverkehr gibt es auch im Sauerland (Bahnhöfe unter anderem in Winterberg, Willingen und Bad Berleburg) oder im Erzgebirge (Zugverbindungen zum Beispiel bis nach Annaberg und Altenberg), wo die RVE mit ihren 263 Bussen und ein Busliniennetz von 3150 Kilometer Länge abdeckt. Das öffentliche Schienennetz hat auch am Rande des Harz seine Grenzen, mit dem Harzbus oder auch der Harzer Schmalspurbahn kann das wunderschöne, nördliche Mittelgebirge aber einfach erkundet werden - mit dem 9-Euro-Ticket. Für die Harzer Schmalspurbahn ist dieses voll gültig, lediglich die Strecke Drei Annen-Brocken ist ausgenommen und kostet extra.
Die Bayerischen Alpen und die Deutschen Mittelgebirge sind also mit dem 9-Euro-Ticket gut erreichbar. Für andere (Berg-)Ziele, zum Beispiel in den Österreichischen Alpen, ist ein zusätzliches Ticket nötig. Das gilt beispielsweise auch für den österreichischen Streckenabschnitt des beliebten Bergbus Eng, der Bergsportler*innen von Bad Tölz und Lenggries über das Rißtal und den Ahornboden bis zu den Engalmen bringt. Der Bus verkehrt seit dem 4. Juni und fährt bis Oktober siebenmal täglich an Wochenenden und Feiertagen sowie zweimal wochentags von Lenggries in die Eng/Tirol. Alle weiteren Informationen gibt es hier.
Nicht im 9-Euro-Ticket inkludiert ist leider der Münchner Bergbus, ein Pilotprojekt des Alpenvereins München & Oberland. Dennoch kommt man mit dem Angebot recht günstig von München ins Chiemgau oder in die Blauberge/Rofan.
Ebenfalls nicht gültig ist das 9-Euro-Ticket in den Angeboten Flixtrain und Flixbus. Diese zählen zum Fernverkehr und fallen damit nicht unter das entsprechende Angebot.