Ein dumpfes Donnergrollen aus der Ferne durchbricht die ruhige Stimmung. Vor uns erstreckt sich die Donau, die sich in einer 180-Grad-Kurve um ein Stückchen Land windet. Von hier oben, am Aussichtspunkt der Schlögener Schlinge, wirkt der Fluss fast wie gemalt – perfekt eingefasst von den grünen Hügeln des oberösterreichischen Donautals. Ein bisschen so fühlt sich dieser Moment an: entschleunigt, klar und irgendwie größer als der Alltag. Ich könnte stundenlang hier stehen, doch das aufkommende Gewitter und die ersten Regentropfen erinnern an den Aufbruch.
Außerdem werden die nächsten vier Tage noch zahlreiche Möglichkeiten bieten, die Donau in Oberösterreich aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln zu bestaunen. Zu Fuß, mit dem Fahrrad und auf dem Wasser erkunden wir die Natur, Kultur und Geschichte entlang des Donaulimes. Ich bin gespannt, was die Region zu bieten hat.
Meine Reise in die Donauregion beginnt in der Eifel. Von dort aus geht es mit dem Zug mit nur einem Umstieg direkt bis Linz, dann im Shuttle nach Haibach. Mit jedem Kilometer, den wir zurücklegen, wird die Landschaft ursprünglicher. Zwischen Obstplantagen (hauptsächlich Äpfel und Birnen) und Waldflächen sind bald auch schon die Berge des Donautals in Sicht. Die Oberösterreicher nennen die sanften Erhebungen des Donautals liebevoll ihre “Hügel” - wer das Flachland jedoch kennt, sieht hier definitiv einen Berg.
Unser Ziel ist das Riverresort Donauschlinge, das für viele Radfahrer entlang des Donauradwegs als beliebte Unterkunft dient. Auch die Küche des Hotels genießt einen guten Ruf - die werden wir in den nächsten Tagen auch noch selbst testen. Zunächst heißt es jedoch Koffer abstellen, frisch machen und auf zum Ausblick Donauschlinge. Wir entscheiden uns für die Spaziergänger-Variante und fahren mit dem Shuttle 5 Minuten zum nahegelegenen Parkplatz. Von dort sind es etwa 15 bis 20 Minuten bergab zum Aussichtspunkt. Alternativ kann man dem Donausteig folgen, der vom Riverresort zum Donaublick etwa eine Stunde dauert.
Der Weitwanderweg Donausteig ist insgesamt 450 Kilometer lang, führt von Passau über Linz nach Grein und ist an den blauen Pfeilen als Markierung zu erkennen. Die 41 Donau-Runden mit ebenfalls 450 Kilometern sind hingegen mit grünen Pfeilen markiert.
Inzwischen hängen graue Wolken tief über den Hügeln, doch die Luft ist warm. Ausgerüstet mit Regenjacke und Kamera geht es los - der Aussichtspunkt gehört heute uns allein. Die Donauschlinge, die auch Schlögener Schlinge genannt, da sie im Ort Schlögen liegt, erinnert ein bisschen an die Moselschleife bei Cochem, nur irgendwie wilder, natürlicher und grüner. Es ist auf jeden Fall nicht verwunderlich, dass dieser Ausblick Gäste von Nah und Fern anlockt. An den 2.888 Kilometern der Donau gibt es nur eine Schlinge, die sich so stark dreht und das ohne, dass menschliche Hilfe notwendig war.
Donau oder Inn? Eigentlich müsste die Donau Inn heißen, da die Donau hauptsächlich aus Wasser aus dem Inn besteht. Zu erkennen ist dies daran, wie grün das Wasser der Donau ist. Die eigentliche Farbe der Donau ist eher hellgrün, durch den Zufluss des Innwassers ist sie heute jedoch eher dunkelgrün.
Neben dem Ausblick auf die Schlögener Schlinge in Schlögen gibt es entlang der Donau in Oberösterreich noch weitere Aussichtsorte, die einen schönen Blick auf den Fluss zulassen. Als Abschluss unser Reise wollen wir noch einen davon ausfindig machen und das ist die Gobelwarte. Sie ist eine 21 Meter hohe Aussichtsplattform, die im Jahr 2018 von Engelbert Aichinger initiiert wurde. Zwischen der Schlögener Schlinge und der Gobelwarte liegen 104 Kilometer, die optimal auf dem Donauradweg erfahren werden können.
Bei gutem Wetter sieht man von hier aus bis in die Alpen und hat einen 360-Grad-Rundblick, bei dem sich die Blicke in alle Richtungen verlieren. Sichtbar sind unter anderem die Stadt Grein, das Mühlviertel, das Machland und der Strudengau. Solange man geht, wirkt die Gobelwarte wie ein ganz normaler Aussichtsturm. Sobald man aber steht, bemerkt man, dass die Konstruktion nicht nur interessant aussieht, sondern auch einen besonderen Effekt hat: der ganze Turm tanzt leicht im Wind. Ein absurdes Gefühl, als würde das Gerüst jeden Moment nachgeben, aber gleichzeitig auch ein spannendes Konzept.
Nachdem wir den Weitblick ausgiebig genossen haben, suchen wir wieder festen Boden unter den Füßen. Nicht nur der Aussichtsturm, sondern der gesamte Bereich lädt zum Ausruhen ein und ist über diverse Wander- und Fahrradwege erreichbar. Zur Auffrischung gibt es auch einen kleinen Getränkebrunnen, der mit Photovoltaik betrieben wird und regelmäßig vom Tourismusverein aufgefüllt wird.
Das Donautal zwischen Passau und Grein ist nicht nur von Oben ein Erlebnis. Radfahrer und Wanderer finden zahlreiche Möglichkeiten aktiv zu werden und auf diversen Genießertouren kann man sich auch kulinarisch durch die Region führen lassen. Auf unserer Reise durch die Donauregion Oberösterreich haben wir ein Stückchen davon mitnehmen können, das wir euch in den nächsten Tagen zeigen.