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Bergrettung in den Alpen
Bergrettung in den Alpen © OEAMTC

Zahl der Alpintoten erreicht neues Hoch

11.04.2025
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Im Jahr 2024 sind in Österreichs Bergen insgesamt 309 Menschen gestorben. Dies geht aus der Alpinunfallstatistik des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit (ÖKAS) hervor. Die Zahl der Toten liegt im vergangenen Jahr also über der des Vorjahres 2023 (271) sowie jener des 10-Jahre-Mittels (284). Zuletzt lag die Zahl der tödlich Verunglückten im Jahr 2019 so hoch (siehe Grafik 1).

Bei den Verletzten erfasst die Alpinunfalldatenbank einen weniger drastischen Sprung. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Verletzten ähnlich hoch. 13.999 Verunfallte und 8.761 Unfälle wurden 2024 registriert. Die Verunglückten kamen vor allem aus dem europäischen Raum, davon 58 % aus Österreich und 28 % aus Deutschland.

Grafik 1: Alpintote in Österreich in den vergangenen zehn Jahren.
Grafik 1: Alpintote in Österreich in den vergangenen zehn Jahren. © alpinesicherheit.at

Tirol verzeichnet die meisten Alpinunfälle

Wie bereits in den Vorjahren, steht das Bundesland Tirol ganz vorne im österreichischen Bundesländervergleich. Mit 104 Alpintoten in Tirol können hier zwei Drittel der tödlich Verunglückten festgestellt werden. Von den insgesamt 9.761 Unfällen in Österreich fanden 4.392 allein in Tirol statt. Salzburg (1.341 Unfälle, 58 Tote) und Vorarlberg (1.219 Unfälle, 35 Tote) stellen den traurigen zweiten und dritten Platz in dieser Statistik vor.

Grafik 2: Alpintote in Österreich 2024 nach Bundesland lt. ÖKAS
Grafik 2: Alpintote in Österreich 2024 nach Bundesland lt. ÖKAS © Schneemenschen GmbH

Mehr Unfälle im Winter, dafür mehr Tote im Sommer

Im Jahresrückblick ermittelte das ÖKAS, dass sich die meisten tödlichen Unfälle beim Wandern/Bergsteigen ereignen. Insgesamt liegt die Anzahl der Alpintoten im Jahr 2024, die dem Sommersport zugeordnet werden bei 170. Beim Wintersport waren es 68. Mit 71 Toten, die Nicht-Bergsport zugeordnet werden, starben im Jahr 2024 mehr Menschen an Suizid, Jagd, Forstunfällen oder sonstigem. Eine genaue Aufschlüsselung könnt ihr Tabelle 1 entnehmen.


Geht es um Verunfallte insgesamt , liegt die Zahl im Winter jedoch wesentlich höher als bei den Sommersportdisziplinen. 7.979 Verunfallte, davon allein 6.260 auf Pisten/Skirouten, wurden im letzten Winter verzeichnet. Im Sommer hingegen zählte man 5.310 Verunfallte (Tabelle 2).

Tabelle 1: Tote in Österreichs Bergen nach Bergsportdisziplin [Blau = Winterdisziplin, Orange = Sommerdisziplin]
Tabelle 1: Tote in Österreichs Bergen nach Bergsportdisziplin [Blau = Winterdisziplin, Orange = Sommerdisziplin] © alpinesicherheit.at
Tabelle 2: Verunfallte (Tote, Verletzte, Unverletzte) in Österreich nach Bergsportdisziplin
Tabelle 2: Verunfallte (Tote, Verletzte, Unverletzte) in Österreich nach Bergsportdisziplin © alpinesicherheit.at

Diese Zahlen spiegeln sich auch in den Monaten wider, in denen besonders viele Tote oder Unfälle verzeichnet wurden. Während die meisten Todesopfer im Januar, Juli, August und September verzeichnet wurden, fanden die meisten Unfälle im Januar, Februar und Dezember statt.

Grafik 3: Alpintote in Österreich nach Monaten – 01.01.2024 bis 31.12.2024 und 10-Jahre-Mittel 2015 bis 2024
Grafik 3: Alpintote in Österreich nach Monaten – 01.01.2024 bis 31.12.2024 und 10-Jahre-Mittel 2015 bis 2024 © alpinesicherheit.at
Grafik 4: Verunfallte (Tote, Verletzte, Unverletzte) in Österreich nach Monaten – 01.01.2024 bis 31.12.2024 und 10Jahre-Mittel 2015 bis 2024
Grafik 4: Verunfallte (Tote, Verletzte, Unverletzte) in Österreich nach Monaten – 01.01.2024 bis 31.12.2024 und 10Jahre-Mittel 2015 bis 2024 © alpinesicherheit.at

Risikogruppe 50+

67 % und damit der Großteil der Alpintoten war im Jahr 2024 älter als 51 Jahre alt. Bei den Verunfallten ist die Verteilung der Altersgruppen gleichmäßiger, wobei auch hier eine leichte Mehrheit der Altersgruppe 51 bis 60 festgestellt werden kann (Grafik 5).


Bei den Alpintoten ist wie bereits in den vergangenen Jahren die Herz-Kreislauf-Störung (27 %) die meistgenannte Unfall- bzw. Notfallursache (10-Jahre-Mittel: 24 %). Der Großteil (72 %) der Opfer durch Herz-Kreislauf-Versagen ist im Jahr 2024 der Altersgruppe von 51 bis 80 Jahren zuzurechnen. Eine detaillierte Darstellung der Toten durch Herz-Kreislauf-Vorfälle enthält Tabelle 3 und 4.

Grafik 5: Alpinverunfallte nach Alter im Jahr 2024 und im 10-Jahre-Mittel (2015–2024)
Grafik 5: Alpinverunfallte nach Alter im Jahr 2024 und im 10-Jahre-Mittel (2015–2024) © alpinesicherheit.at
Tabelle 3: Tote durch Herz-KreislaufVersagen in Österreich nach Disziplin – 01.01.2024 bis 31.12.2024
Tabelle 3: Tote durch Herz-KreislaufVersagen in Österreich nach Disziplin – 01.01.2024 bis 31.12.2024 © alpinesicherheit.at
Tabelle 4: Altersverteilung der Alpintoten im Jahr 2024 durch Herz-Kreislauf-Versagen
Tabelle 4: Altersverteilung der Alpintoten im Jahr 2024 durch Herz-Kreislauf-Versagen © alpinesicherheit.at

Unfallursachen

Die häufigste Ursache für Alpinunfälle sind Kollisionen. Diese finden häufig auf Pisten und Skirouten statt und machen 39 % der Unfallursachen aus. Hans Ebner, Leiter der Alpinpolizei, betont jedoch, dass die Dunkelziffer, insbesondere bei leichteren Verletzungen, hoch sein dürfte. Nicht alle Daten werden von der Alpinpolizei aufgenommen. Neben Kollision stellt Sturz/Stolpern/Ausgleiten mit 23 % einen hohen Anteil der Unfallursachen dar. Zu den häufigsten Todesursachen bei Alpinunfällen werden, wie in den letzten Jahren bereits, Herz-Kreislauf-Störungen genannt.


86 Menschen kamen 2024 aufgrund von internen Notfällen in Österreichs Bergen ums Leben, das sind 15 Personen mehr als im langjährigen Mittel (71). 20 % (65 Tote) der Alpintoten verunfallten aufgrund eines Absturzes, 14 Prozent (46 Tote) verunglückten aufgrund von Sturz/Stolpern/Ausgleiten tödlich. Je 5 Prozent (16 Personen) verunglückten aufgrund von „fallenden Baum“ und „Lawine“ tödlich.

Das Fazit

Der Anstieg der Unfall- und Todeszahlen unterstreicht die Bedeutung von Prävention, realistischen Selbsteinschätzungen und sorgfältiger Tourenplanung. Stefan Hochstafel, Präsident Österreichischer Bergrettungsdienst (ÖBRD) plädiert auf Achtsamkeit: "So sehr wir die Begeisterung für das Bergerlebnis teilen, so eindringlich appellieren wir zugleich an ein bewusstes Risikoverständnis und das Wissen um die möglichen Gefahren und Konsequenzen von Unternehmungen im unwegsamen, insbesondere alpinen Gelände. Ein solides Verständnis für Naturgefahren, eine gute Ausbildung und der geübte Umgang mit der Ausrüstung können Unfälle nicht völlig ausschließen – wohl aber deutlich reduzieren."


Peter Paal, Präsident ÖKAS, betont außerdem: "Das ÖKAS und seine Mitglieder müssen die Menschen und insbesondere die Jungen für die alpinen Gefahren sensibilisieren damit sie daran nicht verunglücken. Für Ältere ist es wichtig nur nach jährlicher Gesunden-Untersuchung und stabiler Gesundheit in den Bergen Sport zu praktizieren, weil sonst das Risiko für ein Herzkreislaufversagen stark ansteigt."