Endlich Urlaub – der Startschuss für die schönste Zeit des Jahres! Doch Gefahren lauern überall – das wissen nicht nur Entdecker, Abenteurer und Wüstendurchquerer. Insbesondere Allergiker wissen, dass der Teufel auf Reisen oft im Detail steckt und im Verborgenen mitreist. Welches Kraut blüht wo zu welcher Zeit? Welche Zutaten kommen in der Küche des jeweiligen Landes häufig zum Einsatz? Ist das Hotel auf die besonderen Bedürfnisse von Allergikern vorbereitet?
Vor allem das besondere Klima der Hochalpen-Regionen ist dank der Höhenlage für Allergiker bestens geeignet, da die Luft hier annähernd pollenfrei ist.
Wenn ihr einige Dinge beachtet, die wir euch hier vorstellen, steht einem erholsamen und allergiefreien Urlaub nichts mehr im Wege.
Allergien sind Reaktionen des Immunsystems auf größtenteils harmlose, eigentlich ungiftige Stoffe aus der Umwelt. Diese Substanzen werden als Allergene bezeichnet und treten in verschiedenster Form auf, zum Beispiel Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare, Nahrungsmittel, Insektengifte oder bestimmte Medikamente.
Wenn eine Person mit einer Allergie mit einem Allergen in Kontakt kommt, erkennt das Immunsystem dieses als fremd und startet eine Abwehrreaktion. Dabei werden spezifische Antikörper, hauptsächlich Immunglobulin E (IgE), produziert. Bei weiterem Kontakt mit dem Allergen binden die IgE-Antikörper an Mastzellen im Körper. Diese Mastzellen setzen dann entzündungsfördernde Substanzen, wie Histamin, frei, die zu den typischen allergischen Reaktionen führen.
Die Symptome einer Allergie können von milden bis hin zu schweren Reaktionen reichen. Typische Anzeichen sind Juckreiz, Hautausschlag, Rötung der Augen, laufende Nase, Niesen, Atembeschwerden, Schwellungen und in schweren Fällen Anaphylaxie, eine potenziell lebensbedrohliche Reaktion, die zu Atemnot, Blutdruckabfall und Schock führen kann.
Die Gefahr, mit Allergieauslösern in Kontakt zu geraten, ist umso größer, je mehr sich der Urlaubsort vom gewohnten Umfeld zu Hause unterscheidet. Vorsicht geboten ist beim Essen (vor allem unbekannte Zutaten – z.B. Öle, Früchte, Nüsse, aber auch Gewürzmischungen – machen Allergikern im Ausland das Leben schwer), bei der Ausstattung der Unterkunft oder durch andere Allergene am Urlaubsort (etwa aus Fauna und Flora).
Für Hausstauballergiker: Das Gebirge ist ideal für Menschen mit Hausstauballergie. Ab einer Höhe von rund 1.500 m nimmt die Zahl der allergieauslösenden Milben ab. Allerdings ist es ein Mythos, dass Hausstaubmilben in der Höhe nicht überleben können. Viel wichtiger als die Höhe über dem Meeresspiegel oder das Raumklima ist für Hausstaubmilben das jeweilige Mikroklima – zum Beispiel in einer Matratze. Richtig ist zwar, dass im Winter im Gebirge durch die kalten Temperaturen viele Milben absterben, im Laufe des Frühlings und Sommers erholt sich aber in der Regel die Population. Wichtig für Allergiker: In fast allen hochalpinen Regionen finden sich spezielle Allergiker-Hotels. In diesen Hotels sind Betten sind gegen Allergene klinisch behandelt, während die Matratzen und Kissen mit einer weichen, zertifizierten Anti-Staubmilben Ummantelung umschlossen sind und man in hypoallergenen Decken schläft. In Allergiker-Hotels werden alle Oberflächen mit einem speziellen Bio-Reiniger System gesäubert, das alle kleinen Partikel verschwinden lässt und desinfiziert.
Für Pollenallergiker: Hochgebirge sind gute Urlaubsziele für Menschen, denen Pollen zu schaffen machen, denn dort ist die Luft überwiegend pollenfrei. Hier wachsen zwar auch Pflanzen, aber überwiegend Gräser, deren Samen kaum Allergien auslösen. Eine Ausnahme ist die Erle: Bei ihrer Blüte im Mai sorgt diese Birkenverwandte für Beschwerden bei Menschen mit Birkenpollenallergie – eine der häufigsten Allergien überhaupt.
In den Hochalpen herrschen gute Bedingungen für Pollenallergiker. Schöne Urlaubsorte in der Höhe sind zum Beispiel in Galtür, Obergurgl, Serfaus, Obertauern, St. Moritz, Alta Badia oder in den Dolomiten.
Außerdem gibt es sogenannte Klimainseln. Das sind Orte, die durch hohe Bergketten geschützt sind und so für Pollenallergiker optimale Erholung bieten. In dieser reizarmen Höhenluft im Alpenbereich kann man ungefähr ab Ende Juni mit Pollenfreiheit rechnen.
Vor dem Urlaub sollten Allergiker auf alle Fälle den Arzt konsultieren und sich eine ausreichende Menge Medikamente verschreiben lassen. Medikamente und medizinisches Zubehör sollte nach Möglichkeit im Handgepäck verstaut werden, um stets griffbereit zu sein.
Vergewissert euch außerdem, dass medizinische Versorgung auch am Urlaubsort gewährleistet ist. Bei Reisen ins fremdsprachige Ausland sollte man sich einige wichtige Stichworte (etwa den Begriff Allergie sowie die Stoffe, die Reaktionen auslösen) in der jeweiligen Landessprache notieren, den Allergie-Pass auf Englisch abfassen lassen und stets bei sich tragen.
30% aller Deutschen betroffen
Allgemein ist festzuhalten, dass in nahezu allen Industrienationen im Laufe der letzten Jahrzehnte ein deutlicher Anstieg allergischer Erkrankungen verzeichnet wird. Man geht davon aus, dass etwa 30 Prozent aller Deutschen mit Allergien zu tun haben.
Die häufigsten Beschwerden gehen auf Pollen ("Heuschnupfen") zurück, gefolgt von asthmatischen Erkrankungen, Neurodermitis, Hausstaubmilbenallergie und Lebensmittelunverträglichkeiten.
Häufig sind auch die sogenannten Kontaktallergien wie z.B. Allergien auf Latex (Kleidung, Handschuhe) oder Nickel (z.B. Knöpfe, Werkzeuge).
Ein Urlaub im Hochgebirge über die Pollensaison ist eine große Entlastung für das Immunsystem. Selbst ein Wochenende kann schon eine Wohltat sein. Pollenallergiker und Erholungssuchende können sich in der gesunden Bergluft nach Lust und Laune bewegen und entspannt durchatmen.